AZ/AN vom 09. Januar 2012

Originelles und spannendes Spiel mit Sprache und Leser

Der Stolberger Autor Peter Schoenen präsentiert seinen ersten Roman. Humorvolles und skurriles Werk unterhält und fordert.

VON DIRK MÜLLER_______________________________________________________________

Stolberg. Seinen ersten Roman einer Kategorie zuzuordnen, so erklärt Peter Schoenen, falle ihm nicht leicht, da «Der Y psi lonische Grat (1 chic saal in 3 thai len)» sehr genreübergreifend sei: «Vielleicht ist es ein subkriminalistischer Abenteuerroman, vielleicht entscheidet der Leser aber auch besser selbst, ob er das Buch überhaupt in gängige Schubladen einordnen möchte.»


Wie bereits der Untertitel erahnen lässt, spielt das Schicksal in drei Teilen nicht nur mit Figuren und Handlungen, sondern auch ausgiebig mit der Sprache - und mit dem Leser. Der Roman ist humorvoll, surreal, skurril und verwirrt gezielt. 

Das Werk enthält manche Provokation, ist durchweg originell und unterhält niveauvoll.

Spannungsbögen fesseln den Leser ebenso wie Schnittwelten zwischen Realität und Fiktion. Romaneske Elemente sind versetzt mit Kurzgeschichten, Gedichtsformen oder Dramendialogen. Der antifaktische Charakter des Buches und die verwendete Wortartistik können kurzweilig sein und Spaß bereiten, fordern aber auch den Leser, der manchmal direkt vom Autor gefragt wird, wie es mit dem Protagonisten weitergehen könne. «Es ist eine freie Lektüre, bei der viele Deutungen dem Leser überlassen bleiben. Das Buch überrascht mich selbst auch immer wieder, obwohl etwa 4,17 Prozent des Romans autobiografisch sind. Der Blick hinter die Oberfläche lässt den Leser neue Welten entdecken - welche entscheidet er selbst», beschreibt der Autor.

Der dritte Teil des Romans streife das «Korsett linguistischer Zwänge» gänzlich ab. «Wortspiele, Klangfarben und Rhythmik stehen im Vordergrund. Die Sprache gibt sich sinnleer, ja apokalyptisch», führt Schoenen aus. Damit die mühsame Lektüre der letzten sechs Seiten auf freiwilliger Basis geschehen kann, findet sich im Anhang eine «Übersetzung», die leicht zu lesen und verstehen ist. Dort hat auch das - ebenfalls originelle - Personenverzeichnis seinen Platz. In diesem hat Schoenen eine Person «eingeschmuggelt», die gar nicht im Buch vorkommt. «Wer sie herausfindet, kann sich an den Verlag wenden. Als Belohnung winkt dem Gewinner ein Abendessen mit mir», sagt der 59-Jährige. 

Nach seiner Ausbildung zum Bankkaufmann studierte Peter Schoenen Wirtschaftswissenschaft, Philosophie und Pädagogik, heute leitet der Diplom-Betriebswirt und Oberstudienrat den Bildungsgang der Kaufleute für Spedition und Logistikdienstleistung an einem Aachener Berufskolleg. «Ich verstehe mich in meinem Erwerbsleben als professioneller Wissensvermittler», erklärt der Zweifaller schmunzelnd. 

Seit 25 Jahren verfasst er Sachbücher, eins davon erschien bereits in der zehnten Auflage. «Der Wunsch, auch literarisch zu schreiben, wurde in mir immer größer. Ich begann mit Lyrik und Kurzgeschichten, dann habe ich ein Jahr lang an meinem ersten Roman gearbeitet», berichtet Schoenen, der für ein Folgeprojekt schon Ideen hat und Gedanken sammelt: «Vielleicht fließen ja meine frischen Erfahrungen als Romanautor in das nächste Buch ein?»