Gedichte, Aphorismen, Kurzprosa

(ab Februar 2009)

Schamhaftes, Verschämtes, Unverschämtes

 

· Die Anwandlung

· Schwellenlust

· Zersägt

· Gelber Radfahrer

· Papa, ich hab dich lieb

· Die Wandlung

· Als ich zum ersten Mal so richtig seine Bekanntschaft machte

· Abgang

· Was heißt Leben … auch?

· Frühling I

· Frühling II

· Der Volltreffer

· Denk ich an … (5 Gedankensplitter) (1. Im Land der … – 2. Wo man is(s)t – 3. In der Schauspielschule – 4. Die deutsche Frage im Wandel der Zeit – 5. Das späte Frühchen)

· The proof of the pudding is in the eating

· Something has to happen eventually

· Have you ever seen one like that?

· Der Schlüssel ist in mir oder Macht zusammen …

· Im Dunst der Sinne

· Wie kam ’s?

· Geschäftsessen

· Die Verhinderung

· Wie ist sie eigentlich?

· Über das Schweigen

· Der Vogel

· Im Bus

· Er ging, erblindete und verlor

· Beliebigkeit

· What a difference a distance makes

· Tod eines Pizzabäckers

· Die Begegnung

· Keine Chance

· Quod erat demonstrandum

· Codierung

· Mit Marlene sprechen

· Der Bohrschrauber

· Nachbarn, Reimsucht, Feinkost, Günstiges Wild

· Krisenfrühling

· Nachlassende Hitze

· Vanity Fair

· Der Übergang

· To fall in …

· Für dich

· Sinn des Lebens

· Gespräch zwischen Fachleuten

· Der kleine Johann

· Das gesamte Federvieh

· Verkündigung

· Die Erfüllung

· Die Ausnahme

· Die Sache mit dem Fleisch

· Im Westen …

· Weisheiten

· Raumgleichnis

· Vergebliches

· Über Fluss

· Tragik

· Die Kehrseite

· Komplement I

· Komplement II

· Kinderlogik

· Erstens kommt es anders …

· Quo vadis?

· Laute und Stille

· Hal à lui

· Mesalliance

· Bankgeschäfte

· Dunkelkammer

· Formvollendet

· Alles eine Frage der Temperatur

· Niedere Stochastik

· Auf der Höhe der Zeit

· Irrtum

· Ein Song, der ins Kraut schlägt

· Frierend

· Die Erweckung

· Burgleben

· Stammessen „Zur letzten Instanz“

      · Dreierlei Limericks (1. La serviette surprise – 2. Rock macht durstig – 3. Die

       Gauß’sche Normalverteilung)

· Donnerhall

 

· Von der Vogelweide bis zum Gezwitscher

· Die Rache (Septemberstahl)

· Die dumme Helen

· Wurm ohne Fortsatz

· Kalymnos

· Beschämt

        · So what …?

 

 

 

 

 

 

 

 

Kurzgeschichten

 

 

· Blau ist aus

· Fred, der sprechende Fisch

· Hiroshima, 06.08.1945

· Die Fahrt nach Wintershagen

· Beunruhigender Zoom

· Eine Existenz am Rande (The eyelash)

· Neues aus Absurdistan

· Triadistik im Off

· Was mach ich bloß in Langerwehe?

· Die kalte Schulter

· Das Seil

· Guttmanns Coup (Kurzkrimi)

· Begegnung mit Harry

· Der Sprung

· Die Qual der Wahl (oder: Die Leiden des jungen W.)

· Wenn doch die erste Maus den Käse bekommt

· Ein nicht ganz ordentlicher Morgen, vielleicht, in der

 Birkenstraße

· Wortstoffhofwörtergeschichte

· Tanjas Weihnachtsbrief

 

 

 

 

 

 

 

 

Roman:

 

Der Y psi lonische Grat

(1 chic saal in 3 thai len)

 

ACHTUNG: Der Roman hat eine(n) Macke

 

Kurzexposé

 

 

Hubert von Hasten, sprachverliebter Möchte-gern-Romancier und im Nebenerwerb Lehrer, möchte mit einem antifaktisch konstruierten Roman debütieren. Das Problem: ein anderer renommierter Schriftsteller hat zeitgleich eine ähnliche Idee verfolgt und kommt Hubert mit seiner erhofften Vermarktung zuvor. Das Projekt scheitert. Hubert, der nicht aufgeben will, sich aber auf dem Weg zum Romancier immer wieder in skurrile Kurzgeschichten verliert, wird von einem „Freund“ begleitet, der ihn immer wieder aufrichtet und animiert, weiter zu machen. Dabei verstrickt sich dieser selbst in mysteriöse Handlungen, wandert zwischen Grenzwelten und bekommt Kontakt mit Huberts Protagonisten aus dessen Romanfragment und Kurzgeschichten. Er wird unfreiwillig Akteur in einem Live-Rollenspiel, Beobachter eines seltsamen Prozesses und vermeintliches Opfer einer Entführung, die sich schließlich als Zwangseinweisung in eine psychiatrische Anstalt entpuppt.

 

 

Meinungen zu diesem Buch:

 

„Habe nun ach … Tauben im Gras, Zettels Traum und Ulysses gelesen und durchlitten, und nun kommt dieser Hubert von Hasten und gibt mir den Rest …

 

(Marcel Arm Wahnwitzky)

 

„Dieses Buch wurde nicht geschrieben, es wurde malerisch komponiert, es wendet sich nicht an historisch Interessierte, es ist eher was für interessierte Hysteriker …“

 

(eine Germanistin)

 

„Das Buch wimmelt nur so von Spitzfindigkeiten, Anspielungen und kryptischer Uchronia es empfiehlt sich als Forschungsprojekt …“

 

(ein Historiker)

 

„Das Buch passt nur physisch, nicht aber vom Genre her in eine Schublade, es ist erstens skurril, zweitens sehr skurril und drittens extrem skurril …“

 

(eine Kritikerin)

 

„Wer das Buch liest wird köstlich unterhalten, wer es zu verstehen versucht, hat schon verloren …“

 

(ein Ahnenforscher)

 

 

„Wäre einer von den beiden eine Frau geworden, hätte dieses Buch der Sohn von Klaus Kinski und Woody Allen schreiben können …“

 

(ein Cineast)

 

„Das Buch ist Scheiße …“

(ein Humorist)

 

AKTUELLER STAND (9. Oktober 2011):

 

Der Roman ist erschienen und on-line sowie über jede Buchhandlung erhältlich!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Kleine Auswahl an Gedichten:

 

 

 

 

Mesalliance

(Juli 2009)

 

Er hasst sie

Der Flor des Fiebers

Trauert in seinen Lidern

Zum Niedermalen

Trauert in seinen Lidern

Der Flor des Fiebers

 

Jüngst nahe Tarascon

Die Spasmen

Sind Täter der Zeit

Köpft er eine ihrer Blüten

Sind Täter der Zeit

Die Spasmen

 

Zählt zeitraubend

Hibiskus im Haar

Die schöpfende Hand

Deren Kerne

Die schöpfende Hand

Hibiskus im Haar

 

Am Abend betrinkt er sich

Das Nass kühlt

Die dankbare Stirn

Mit der grünen Fee

Die dankbare Stirn

Das Nass kühlt

 

Und Paul

Das Grün umrauscht

Die Bläue des Meeres

Am Place Lamartine

Die Bläue des Meeres

Das Grün umrauscht

 

Nach Les Beaux

Das Weiß jeder Wolke

Bleibt unbemalt

Zum Gesang der Zikaden

Bleibt unbemalt

Das Weiß jeder Wolke

 

Vom Felsen

Absinth und der Schweiß

Von Vincent

In den Lavendel stürzen

Von Vincent

Absinth und der Schweiß

Falls Theo

Heiterer Süden

In Farbe

Nicht kommt

In Farbe

Heiterer Süden

 

Wird er stattdessen

Aline …, Aline …

Aline

Im Nachtcafé

Aline

Aline …, Aline …

 

Eine Partie Billard

Woher kommen, wer sind,

Wohin gehen wir

Und abends

Wohin gehen,

Wer sind, woher kommen wir

 

An Maries Brüsten

Ich kam früher und gehe

Später, lieber Vincent

Spielen - vielleicht

Später, lieber Vincent

Ich kam früher und gehe

 

 

 

 

Verkündigung

(Juni 2009)

 

Von weißgekittelter Seite

Worte vernehmen

„…haben wir …“

 

Bauer trifft Bauer

 

Ein Blick über den oberen Brillenrand

Gezielt

„…leider festgestellt …“

 

Bauer schlägt Pferd

 

Das Gehör stürzt

Es beginnt zu rauschen

„…dass sich im unteren Drittel …“

 

Pferd schlägt Turm

 

Ein Klopfen im Ohr

Viel Hitze im Kopf

„ …des linken Lungenflügels …“

 

Turm schlägt Dame

 

Schweiß auf der Stirn

Staubtrocken der Mund

„…eine Geschwulst befindet…“

 

Rochade

 

Ein Schwindelgefühl

Ein schwankender Boden

„…Leider ist sie …“

 

Dame schlägt Dame

 

Eine Peitsche im Hirn

Ein Stich

„……..!“

 

Schach …

 

 

 

 

 

 

 

 

Zersägt

(März 2009)

 

 

Börde

Jülicher Börde

Brachen Jülicher Börde zersägt

Stille Brachen Jülicher Börde

Motorrads Stille Brachen Jülicher Börde

Feldweg Motorrads Stille Brachen Jülicher Börde zersägt

Auspuff Feldweg Motorrads Stille Brachen Jülicher Börde

 

Röhrende

Röhrende fliegenden zersägt

Röhrende fliegenden beschauliche

Röhrende fliegenden beschauliche liegenden

 

Der des über dem zersägt

Der des über dem fast mittig

Der des über dem fast mittig die auf den

Der des über dem fast mittig die auf den links und rechts der zersägt

 

Auspuff Jülicher röhrende Börde

Motorrads liegenden fliegenden Brachen

Mittig beschauliche Stille fast

 

Der röhrende Auspuff

Des über dem Feldweg fliegenden Motorrads

Zersägt

Fast mittig

Die beschauliche Stille

Auf den links und rechts liegenden Brachen

Der Jülicher Börde

 

 

 

 

 

Gelber Radfahrer

Hommage à Charles Bukowski

(April 2009)

 

Gestern in der Früh, so

gegen sechs, als ich vom

Strommast auf den Bordstein kackte,

fuhr ein gelber Radfahrer leicht wacklig

auf den Gehweg und rutschte mit dem Vorderrad

auf meiner frischen Scheiße aus,

knallte mit dem ungeschützten Kopf

auf den Fahrdamm, brach sich die Nase, röchelte.

 

Ich flog auf eine Balustrade der gegenüber

liegenden Hausfassade, da

donnerte ein 40-Tonner über den Asphalt

und überfuhr den Radfahrer.

 

Eine in meiner Nähe sitzende

Ringeltaube gurrte unwillkürlich

als sie die großflächige Blutlache sah.

 

Eine Reaktion, der ich nichts mehr

hinzuzufügen vermochte.

 

Ich zwinkerte ihr kurz zu und flog

in westlicher Richtung an Sophia Jacoba

vorbei und bald in meinen Schlag.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Ausnahme

(Juni 2009)

 

 

Mit seinem linken Flügel

ergriff der Schwan den Revolver

und führte den Lauf

in den offenen Schnabel.

 

„Tu’s nicht“, trällerte die Amsel.

Doch Hecktor, der Schwan,

hatte bereits jenen Punkt überschritten,

an dem der Abzug nicht mehr

zu stoppen war.

 

Es war der erste und letzte,

also einzige, Suizid

in Knittelfeld… an diesem Tag.

 

 

 

Tragik

(Juli 2009)

 

 

Bauer Enno selbst besorgte den Samen

des Weizens aus dessen Mehl

der Kuchen gebacken wurde,

in dessen zweites Stück

seine zwanzigjährige Tochter Rose

gierig biss und verstarb,

da sie zu kauen vergaß

und letztlich daran erstickte.

 

 

 

Die Kehrseite

(Juli 2009)

 

 

Als der siebzehnmilliarden-

achtzehnmillionen-

fünfhundertsechzehntausend-

achthundertvierte Mensch geboren wurde,

glaubte niemand daran, dass es der Erlöser war.

Nur Frank Schierling, 44, Wärter im Block B

der Nervenheilanstalt in Niederunteraußem,

wurde zufällig Ohrenzeuge

als sich eben dieser nunmehr Zwanzigjährige

in Zwiesprache mit seinem Herrn

darüber mokierte,

bei der Festlegung des Erdumfangs

eine Null vergessen zu haben.

 

Daraus schloss Frank, Etliches an Fläche

beim Erwerb seines Baugrundstückes

eingebüßt zu haben – Immerhin!

 

 

 

 

 

Die Erfüllung

(Juni 2009)

 

 

Es geschah über Nacht,

dass die Meere sich leerten.

Ein Wunder, ja.

Vom Mond aus betrachtet

ähnelte die Erde

einer angefressenen Kartoffel.

Und ich war der Taucher,

der zwischen Fischkadavern

hinauf zur Ostküste Amerikas sah.

Hinter mir die Schluchten und Tiefen

des atlantischen Kessels.

Die Sonne brannte,

Nebel lichteten sich.

Und Gott, siehe da,

füllte die Meerestäler mit

einem kompromisslosen

„Jetzt“.

 

 

 

 

 

mit marlene sprechen

(mai 2009)

 

 

d in ihren sätzen halt die nur sie und sonst

keiner spricht fällt ihr blick auf den mann

der am ausgang zur kneipe steht und

der carla ihrer freundin wohl was zu sagen

hat ihr gestus gibt noch keinen grund zur sorge

wir sprechen über den tresen den garten

ihrer schwester und wie geht’s sonst

da rinnt eine träne das make-up ruinierend

gen kinn und kennt kein halten nicht

der ausgang ist frei carla und der mann

wie herausgeschnitten aus einem foto

fehlen was wohl als nächstes passiert

 

 

 

 

 

der bohrschrauber

(mai 2009)

 

 

knarrt dies steht ihm zu wie dem mechaniker

der unter dem wagen sich seitlich blickend

den high heels von sarah widmet wann ist er

fertig so ihre frage die gänzlich die aura der

werkstatt pikiert die taub scheint auf allen ohren

eine warze den Knöchel von sarah ziert der

mechaniker sieht sie genau sie ist dunkel und

matt öl tropft ihm ins auge daran ist er nicht

gewöhnt und rollt hervor sitzt aufrecht vor sarah

die ihm ein lächeln schenkt er vergisst auf den

meister zu verweisen und sagt noch eine stunde

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Auszüge ausgewählter Kurzgeschichten:

 

 

 


 

 

 

 

Der Sprung

(August 2009)

 

 

Gestern war der 18. August. Ich schwör es! Würd’ ich’s aber meinem verstorbenen Exschwager zur linken oder aber meiner etwas erschöpft aussehenden Exfrau zu meiner rechten, die jetzt eigentlich im zwölftausend Kilometer entfernten Patagonien lebt, und das schon seit mindestens fünfzehn Jahren, gegenüber erwähnen, ja vehement behaupten, dann hielte man es zunächst bestenfalls für einen Scherz. Beharrte ich auf meiner Aussage, würde man sich wenig später ernsthaft um meinen Geisteszustand sorgen. Und ich könnte es ihnen noch nicht einmal verübeln, weiß Gott nicht. Doch zunächst der Reihe nach. Es ist kompliziert und ich muss mich konzentrieren, um nichts durcheinander zu bringen.

 

Ich muss mich wohl von der Seite auf den Rücken bewegt haben. Noch im Ohr ist mir dieses Quietschen wie man es von Luftmatratzen kennt, deren Unterseiten sich an Polyethylen-Zeltböden reiben. Ja es ist so ein einzigartiges unverwechselbares Quietschgeräusch. Und der Geruch, der sich meiner Nase aufdrängt, spricht für eine, in jüngeren Jahren für das Verbringen eines preiswerten Frankreichurlaubs typischen Zeltsituation. Meine leicht getrübten Augen bestätigen diese Empfindung wenig später. Ich liege tatsächlich in einem Zelt auf einer unbequemen Luftmatratze, d. h., zwischen ihr und mir ist da noch ein Schlafsack, der mich umhüllt. Der Schlafsack fühlt sich etwas feucht an, so als hätte jemand schwitzend darin die Nacht verbracht. Und dieser Jemand, der muss ja wohl ich gewesen sein. Vom unvermeidbaren Quietschen der Matratze begleitet, dreh ich mich nun vorsichtig und etwas umständlich auf die linke Seite meiner Schlafstätte und sehe in den Rücken einer neben mir liegenden Person., die ebenfalls auf einer Luftmatratze genächtigt haben muss, jedoch, im Unterschied zu mir, ihren Schlafsack weit nach unten abgestreift hat, vermutlich, weil es ihr in der Nacht zu warm geworden ist. Sie hat lange braune Haare und trägt ein gelbes kurzärmeliges T-Shirt. Weiter abwärts ist nicht einsehbar. Der in Wülsten zusammen gestauchte Schlafsack verhindert eine Betrachtung der unteren Bekleidung der neben mir liegenden Zeltgenossin, bei der es sich unzweifelhaft um eine junge Frau handeln muss, zumindest verraten das die textilfreien an einigen Stellen etwas sonnenverbrannten doch insgesamt recht straff wirkenden Hautpartien. Es ist warm im Zelt, gefühlte vierzig Grad, Celsius. Es scheint noch früh zu sein an diesem Morgen. Vergeblich suche ich nach meiner Armbanduhr, die ich auch über Nacht am linken Handgelenk zu tragen pflege. Dies hab ich mir vor cirka zwanzig Jahren angewöhnt, da ich immer öfters zu unterschiedlichen Nachtzeiten wach wurde und die Zeit nie wusste. Eine Armbanduhr mit Leuchtziffern musste es dann sein. Doch heute: Fehlanzeige. Mein linkes Handgelenk weist eine durchgängige Sonnenbräune auf, keine Spuren von einer an dieser Stelle getragenen Armbanduhr. Das gleiche gilt auch für das rechte Handgelenk, welches ich vorsichtshalber jetzt auch kontrolliere. Zum Fehlen der Uhr gesellt sich nunmehr eine weitere Merkwürdigkeit, die ich trotz des schummrigen Lichtes deutlich erkennen kann, vielmehr vermisse. Es sind jene braunen Pigmentstörungen, die man despektierlich auch als Altersflecken bezeichnet, die auf meinem sowohl linken als auch rechten Unterarm fehlen, die sich doch vor über dreißig Jahren angeschickt haben, sich bis heute zahlreich zu vermehren. Überhaupt, so entdecke ich jetzt bei näherem Hinsehen, sieht auch meine Haut recht straff und jung aus. Sollte das immer noch schummrige Licht mich derart täuschen, diesen Unterschied zwischen jüngerer und älterer Haut nicht richtig zu erkennen? Meine Augen, die sich mittlerweile der aufkeimenden Helligkeit des Zeltmorgens angepasst zu haben scheinen, deuten etwas anderes. Überhaupt spüre ich jetzt ein mir völlig unbekanntes oder zumindest in Vergessenheit geratenes Gefühl für meinen Körper und dessen Befindlichkeit, welche mir beim Wachwerden schon etwas suspekt erschienen war. Es fehlt etwas, nämlich die allmorgendlichen Beschwerden meines Bewegungsapparates. Nach einer auf dieser Luftmatratze vollbrachten Nacht müsste ich normalerweise erst mal meine Knochen sortieren, würden mich etliche noch vorhandenen bzw. vorhanden geglaubte Muskeln schmerzen, sodass ich mindestens zwei bis drei Stunden bräuchte, mich halbwegs schmerzfrei durch den Rest eines aufrechten Tages zu bewegen.

Keine Beschwerden, nichts von alledem scheint vorhanden.

 

Die Frau neben mir liegt jetzt auf dem Rücken, ihr Gesicht mir zugewandt. Unmöglich, das kann nicht sein, ein Traum muss sich meiner bemächtigt haben, ein Sinneszustand, der mir in übelster Weise mitzuspielen gedenkt, muss hierfür verantwortlich sein. Doch die Physiognomie ...

 

 

 


 

Wortstoffhofwörtergeschichte

 

Für Qype, die Online-Community, deren vorrangiger Inhalt – laut wikipedia – nutzergenerierte standortbezogene Bewertungen auf lokaler Basis sind, schrieb am 15. Dezember 2008 gegen 15:34 Uhr ein gewisser „6kraska6“ über das von ihm kreierte Phänomen des „T y p a k u h o g e ü k a b e s c h“ , womit er den „Typischen an Kunsthochschulen generierten überkandidelten Beliebigkeitsscheiß“ meinte, dem auch so Leute wie Rémy Zaugg erlegen sind und grenzt sich damit irgendwie ab von Axel Hacke, der hier von „Wortstoffhof“ spricht. Wer hat nun Recht?

 

ROTNASIG der Kälte wegen aber durchaus INDOLENT, wenn man es GENERELL sieht, nähert sich der Staatsanwalt fast NECKISCH dem Angeklagten, der KLAPPRIG wirkend MUFFELIG auf der Bank sitzt. Eine Aussage - zur Klageschrift ADJEKTIV - spricht von Ersttäterschaft, macht den Fall DIVERSIBEL. EINSILBIG gibt sich der Verhörte, will sich die Tat nicht ZUEIGNEN. Hierbei TAKTVOLL zu bleiben ist schwierig, zu HOMOGEN sind die belastenden Umstände. Wie soll man den Tag VERLEBEN, bei diesem JAMMERN, bei dieser BRAVHEIT des Angeklagten.

 

Die Tat sei EPIGONAL, meint der Verteidiger EILFERTIG. Er will die Abweisung der Klage ERRINGEN; beiläufig lässt er VIELMALS vom Studienfreund des Staatsanwaltes grüßen. Zwar sei der Lebenslauf des Angeklagten etwas HUCKELIG, OBGLEICH er eine unauffällige Kindheit gehabt habe, man würde sich aber GEWALTIG vertun, wolle man daraus eine Strafverschärfung ERSINNEN. Seine Geschwister würden vielmehr die Hilfsbereitschaft seiner Familie gegenüber BEJUBELN, die ENTLEGEN am Stadtrand ihr Dasein friste. Die Geschwister neigten zwar gerne zum POSIEREN, seien aber hier glaubhaft und nicht UNSICHER wirkend. Sich die Wahrheit zu ERTASTEN sei immer schwierig, manchmal müsse man auf Nebenwegen ABBIEGEN, WINKELIG genug sei der Raum der Wahrheitsfindung. Hier brauche man aber nicht zu TRICKSEN, denn so KNAUPLIG sei das Vorleben des Angeklagten nun nicht. Der Tathergang sei nicht gerade EKLATANT, TADELLOS sei das Verhalten bei der Schadensbegrenzung gewesen. Den Fall solle man nicht auf die lange Bank SCHIEBEN, schließlich sei der Angeklagte nicht BORNIERT, aber zu Kreuze KRIECHEN wolle er auch nicht.

 

Das sanfte ZUNICKEN des Staatsanwaltes ermutigt den Verteidiger. Wer will sich hier noch VERIRREN in Zweifel? Fakten sind hier zu SCHEIDEN von Spekulationen. Aber EHESTENS um vier Uhr nachmittags wolle man das Verhör fortsetzen. Die Spannung beim Angeklagten beginnt nun zu KNISTERN. NOTFALLS könne man auch noch morgen verhören. Auch falls es in der Nacht SCHNEIEN sollte und die Anfahrt beschwerlich würde, wolle man UNBEIRRT fortfahren, LAUNISCH sei das Wetter um diese Zeit allemal. DERARTIG genervt von der Verzögerung, bekundet der Angeklagte EINSEITIG seinen Willen, das Verfahren bereits jetzt beenden zu wollen, sein ANGIFTEN des Staatsanwaltes wird nun SICHTBAR. WIRKLICH unglücklich macht sich dieses Verhalten, welches zuvor noch INVISIBEL war. GREULICH wirkt sein Gesichtsausdruck bei LAUWARM gefühlter Luft.

 

LAUFFAUL lässt sich der Verteidiger nun die Akte bringen. Nicht mehr HEIMISCH fühle er sich, SEHNLICH erwarte er jetzt zu erfahren, was eigentlich DAHINTER stecke bei dieser Terminverschieberei. Höflichst möchte er nochmals daran ERINNERN, dass der Fall DEDUKTIV erschließ- und lösbar sei, GEDULDIG sei man doch genügend gewesen, alles was MACHBAR sei, könne doch auch EFFIZIENT NUNMEHR umgesetzt werden. MARKANT sei doch die Geringfügigkeit der Tat, die MEISTENS zu Beginn jeder Verhandlung gewürdigt würde und OHNEDIES zweifelsfrei feststünde. INSOFERN spräche nichts gegen eine beschleunigte Abwicklung. Bei anderem Vorgehen sähe man sich ENTFERNT jeglicher Übung.

 

Der Staatsanwalt, dessen versehrte rechte Hand HAPITSCH nichts mehr spüren kann, beißt nun in einen Apfel, der FRUCHTIG seine Säure über das Kinn des Verzehrers verspritzt. GREIFBAR nah liegt die Anklageschrift, die der Angeklagte nun flugs entwendet, hinausläuft und flieht. Ein unverständliches MURMELN zwischen Verteidiger und Staatsanwalt begleitet seine Flucht.

 

Nun drängt sich mir spätestens am Ende dieses Wortverknüpfungsexperimentes der belastende Verdacht auf, dass dieser „Kraska“ Recht haben könnte. Doch „Recht haben“ und „Recht bekommen“ ist bekanntlich nicht dasselbe.

 

 

 

 

Aufbau „Wortstoffhof“,Parkhaus Aachener Justizzentrum, Adalbertsteinweg

Architektin: Gesine Weinmiller, Künstler: Rémy Zaugg († 2005)

 

 

 

ROTNASIG

 

INDOLENT

 

GENERELL

 

NECKISCH

 

KLAPPRIG

 

MUFFELIG

 

ADJEKTIV

 

DIVERSIBEL

 

EINSILBIG

 

ZUEIGNEN

 

TAKTVOLL

 

HOMOGEN

 

VERLEBEN

 

JAMMERN

 

BRAVHEIT

 

EPIGONAL

 

EILFERTIG

 

ERRINGEN

 

VIELMALS

 

HUCKELIG

 

OBGLEICH

 

GEWALTIG

 

ERSINNEN

 

BEJUBELN

 

ENTLEGEN

 

POSIEREN

 

UNSICHER

 

ERTASTEN

 

ABBIEGEN

 

WINKELIG

 

TRICKSEN

 

KNAUPLIG

 

EKLATANT

 

TADELLOS

 

SCHIEBEN

 

BORNIERT

 

KRIECHEN

 

ZUNICKEN

 

VERIRREN

 

SCHEIDEN

 

EHESTENS

 

KNISTERN

 

NOTFALLS

 

SCHNEIEN

 

UNBEIRRT

 

LAUNISCH

 

DERARTIG

 

EINSEITIG

 

ANGIFTEN

 

SICHTBAR

 

WIRKLICH

 

INVISIBEL

 

GREULICH

 

LAUWARM

 

LAUFFAUL

 

HEIMISCH

 

SEHNLICH

 

DAHINTER

 

ERINNERN

 

DEDUKTIV

 

GEDULDIG

 

MACHBAR

 

EFFIZIENT

 

NUNMEHR

 

MARKANT

 

MEISTENS

 

OHNEDIES

 

INSOFERN

 

 

(Parkhaus Ausfahrt)

 

 

 

ENTFERNT

 

HAPTISCH

 

FRUCHTIG

 

GREIFBAR

 

MURMELN